Durch die Dunkelheit waren die Signale nicht mehr zu erkennen, daher ließ der Lokführer den Zug nur langsam und unter lang anhaltenden
Pfeiftönen weiterfahren. Das lockte aus den anliegenden Dörfern viele Neugierige herbei, die nun die Strecke säumten und den Zug bestaunten.Endlich
um 18.30 Uhr wurde Weimar erreicht und am folgenden Morgen kehrte die Lokomotive allein nach Weißenfels zurück. Der inzwischen auch
von der Landesregierung beauftragte geheime Finanzrat Mellin hatte sämtliche Bauwerke und Streckenteile für einwandfrei befunden.
So konnte die Einweihung für Sonnabend, den 19. Dezember 1846 festgelegt werden.Am Tag der Einweihung traf der Zug pünktlich um 8.00
Uhr in Weißenfels ein, und um 8.30 Uhr ging es weiter in Richtung Naumburg, wo den Zug noch verschiedene hohe Zivil- und Militärbeamte
bestiegen. Trotz des starken Gegenwindes und Schneegestöbers erreichte der Zug nach normaler Fahrtzeit um 10.30 Uhr den Apoldaer Bahnhof,
der mit einer Ehrenpforte, zahlreichen Flaggen und Kränzen geschmückt war. Inzwischen hatte sich der Westwind zu einem orkanartigen
Sturm entwickelt, und mit einigem Bangen gedachte man der kommenden Fahrt über den Viadukt. Auf dem Damm bei Apolda wurde ein Wärter
umgeweht und trotz des Gegenwindes und Schneesturmes wurde die Strecke mit einer langen Wagenreihe in nicht ganz 3 Stunden zurückgelegt.Die
beabsichtigte Festfahrt von Weimar nach Apolda fiel aber wegen schlechten Wetters aus, jedoch kehrte der Zug um 15.30 Uhr nach Weißenfels
wieder zurück. Die damalige Geschwindigkeit des Zuges betrug ca. 6 Meilen in der Stunde, das entspricht ungefähr 40-45 km/h.Vom 20.
Dezember an waren 3 Zugfahrten von Erfurt nach Halle und 3 Zugfahrten von Halle nach Erfurt im Fahrplan. Von nun an entwickelte sich
ein reger Zugverkehr auch im Güterverkehr.Am 25. September 1884 vernichtete ein Grossfeuer das Bahnhofsgebäude in Apolda. Im "Apoldaer
Tageblatt" vom 26.9.1 lesen wir: "Das Stationsgebäude unseres Bahnhofes steht als Ruine da. Gegen 4.00 Uhr wurde unsere Feuerwehr
alarmiert, "der Bahnhof brennt!" war das Alarmzeichen. Kurz nach 4. Uhr war die erste Spritze zur Stelle, die ihre Tätigkeit an der
Nordseite des brennenden Stationsgebäudes beginnen musste. Dreiviertel 4 Uhr fertigte der diensthabende Stationsvorste noch einen
Gueterzug ab, kaum die Gefahr des Brandes bemerkt und um 4.00 Uhr stand bereits die Nordseite des Gebäudes in vollen Flammen. Nach
wenigen Minuten brannte der Dachstuhl in seiner ganzen Ausdehnung und die Aufgabe der Feuerwehr konnte nur sein, das Feuer auf den
Dachstuhl des ganzen Gebäudes zu beschränken. Die Landspritze kam gegen 4.15 Uhr in Aktion und alles Material, was der hiesigen Stadt
an Löschapparaten zur Verfügung steht, war kurz darauf auch zur Stelle, trotzdem gelang es nicht, das Gebäude in soweit zu retten,
dass die erste Etage und die Parterrelokalitäten verschont blieben, das Feuer griff mit solcher Heftigkeit um sich, dass selbst die
Parterrelokalitäten durch die herunterstürzenden brennenden Balken nach der Nordseite hin, in welcher sich die Restaurationslokalitäten
befinden, vollständig zerstört wurden. Verschont blieben von den ganzen Gebäuden nur das Billet-, Telegraphen- und Gepäckbüro, in
soweit wenigstens, als das Feuer nicht direkt auf diese Lokale einwirken konnte. Man nimmt an, dass der Brand schon vor 3.00 Uhr morgens
entstanden ist, wunderbar ist allerdings, dass an dieser Stelle, wo der Dienst einen Teil des Beamtenpersonals die ganze Nacht hindurch
wach hält, wo man die Gefahr nicht rechtzeitig ahnen konnte."Im "Thüringer Tageblatt" vom 27.9.1884 konnte man lesen "Unser Bahnhof
bietet heute ein Bild der Verwüstung. Das Stationsgebäude ist total niedergebrannt, die Südseite desselben, die man gestern noch zu
retten glaubte, ist ebenfalls vollkommen zerstört, sodass nur noch die Umfassungsmauern stehen geblieben sind."
Quellenverzeichnis :
Kreisarchiv Apolda, Reichsbahnarchiv Erfurt, Cronfeld-Chronik Apolda,
Die Entwicklung der Thüringischen Eisenbahn ( Günter Fromm - Erich Hunger ) 1972
Der Apoldaer Viadukt - ein Verkehrsgeschichtliches Denkmal in " Apoldaer Heimat " 1983 ( Ernst Doms )
Thüringer Tageblatt
Thüringische Landeszeitung
Das Volk
Erarbeitet von Gerhard B. jun. Apolda
Die Apoldaer Eisenbahngeschichte
Zum Bau und zur Einweihung des Bahnhofs Apolda konnte bisher in den einschlägigen Archiven nichts gefunden werden. Es ist nur soviel
bekannt, dass sich Warteräume 1.-, 2.- und 3. Klasse, 2 Restaurants, Billett-, Telegraphenbüro (ab15.9.1862), ein Gepäckbüro und Räume
für signaltechnische Anlagen darin befanden.Im oberen Geschoss des Bahnhofs waren Wohnungen für den Stationsvorsteher und für andere
Beamte der Eisenbahn.
Die obige Schwarz - Weiß Aufnahme von ca. 1935 wurde mit sehr großer wahrscheinlichkeit vom Balkon dieses Hauses in der Bahnhofstraße gemacht. Dazwischen liegen etwa 75 Jahre, ein Menschenleben.